Mittwoch, 13. Juli 2011

Zu Besuch in der Hauptstadt

Obwohl ich viele “Wie” und “Warums” beantworten musste, was mich den auf die Idee bringt nach Canberra zu fahren, stattete ich der Hauptstadt dann gestern doch mal einen Besuch ab. Wenn ich schon in Australien bin, 3 Stunden entfernt, dann kann man sich den Sitz des Parlaments auch schon mal anschau’n.

Nun.. mein Reiseführer leitete ein mit den Worten: wer die Stadt besucht merkt schnell, dass diese entstanden ist auf dem Schreibtisch eines Architekten, mit Bleistift, Zirkel und Lineal. Ich denke das beschreibt es ganz gut. Perfekt durchdacht sind die Straßen, die alle zusammen führen zu einem großen Kreisverkehr, perfekt geplant sind die Gebäude und der künstlich angelegte See mit seiner mächtigen Fontäne. Man fühlt sich auf den nahezu menschenleeren Straßen als würde man durch ein Modell spazieren. Andererseits.. was erwartet man von einer Stadt, die auch so geplant entstanden ist als Folge der Diskussionen zwischen Sydney und Melbourne um den Titel der Hauptstadt. Als Kompromiss wurde das Stück Land 286 km südlich von Sydney und 669 km nördlich von Melbourne als neuer Regierungssitz gewählt, an deren Planung sind zahlreiche Architekten austoben durften. Allein für die Gestaltung des Parliament House sind 329 Vorschläge aus 28 Ländern eingegangen.

Leidenschaftliche Museenbesucher und Memorialbestauner sind hier daher genau richtig, davon gibt es genug und ich kann jedem einen Besuch im War Memorial Museum nur empfehlen. Trotz freien Eintritts wird einem eine erstaunliche Reise durch die tragischen Zeiten des Kriegen geboten, wobei der Ernst trotz allen Entertainments und Animation nicht verloren geht, im Vergleich zu amerikanischen Ausstellungen.

Ich kann nicht sagen, ob ich Canberra unbedingt empfehlen würde. Sicherlich nicht bei einem zeitarmen Urlaubsaufenthalt. (und NICHT im Winter!!! à -5 °C nachts, +5 tagsüber muss nun wirklich nicht sein!) Lässt sich jedoch die ein oder andere Minute erübrigen, erst recht bei einem Austauschsemester (-jahr), so gehört es für mich einfach dazu. Zu sehen gibt es schließlich genug, nur eben nicht die typischen unglaublich spektakulären Touriattraktionen, sondern eher gesetzte Informationen. Und wen es am Fuße des Shoppingcenters in die kleine Fußgängerzone verschlängt, mit seinen ganzen Comic und Animeshops, der kann Halt machen im „“, sich im 2. Stock niederlassen und eines der gefühlte 100 000 Gesellschaftsspiele ausprobieren ;-) (auch etliche deutsche stehen zur Auswahl „ weil Qualität der Materialien und der Unterhaltungsfaktor um Längen besser ist..“, so der Shopbesitzer J

Sonntag, 10. Juli 2011

Paintball = PAINball!

Es ist getan.. nach ewig langem Rumgejammere hab ich schliesslich doch noch einige Leute gefunden. die sich ebenfalls fuer das Spiel mit den bunten Baellen begeistern konnten. Nach Gotcha, Softair und Lasertag ging es hochmotoviert los heute Morgen frueh um 08:00 der festen Ueberzeugung, dass uns ein riesen Spass bevor steht.



Nun... die Begeisterung schwindete schnell dahin. Bereits im zweiten Spiel, als der erste Ball aus 10m Entfernung meine Hand traf. Waehrend ich noch damit beschaeftigt war eine Kollektion des Ausrufs -Aua- in unterschiedlichen Sprachen zusammen zu stellen, kam der naechste Ball geflogen aus dieser verflixten getunten Snipermaschine. Schulter, Oberschenkel; Knie wurden schnell zur Quelle unglaublichen Schmerzes. Defensiv und auf einem Bein setzte ich die folgenden 5 Spiele fort, wobei die kleinen Plastikbaelle meinen groessten Respekt genossen.


Meinen Mitspielern ging es nicht viel besser und am Ende dominierten doch eher schmerzverzerrte Gesichter den anfaenglichen Enthusiasmus. Auf ein Ballupgrate verzichteten wir daher und machten uns nach 3 Stunden bezahlten Schmerz auf Richtung Heimat.

... sollte mich doch nochmal ein Paintballfeld zu Gesicht bekommen; nicht ohne Vollprotection!

Mittwoch, 6. Juli 2011

"Aborigines" in Sydney - von beeindruckender Kultur zum dunklen Schatten

Eines muss ich gestehen: Wer in Sydney lebt wird nicht unbedingt ermutigt sich mit der beeindruckenden Geschichte der Ureinwohner Australiens zu beschäftigen. Während sie für den Touristen neben Kaguruhs und Koalabären zu den Warzeichen des Kontinents zählen, begegnet ihnen der normale Australier mit zurückhaltender Abneigung. Aborigines ursprünglich abgeleitet von dem lateinischen ab origine „von Beginn an" gilt in der englischen Sprache eher als abwertend und wurde daher eigentlich durch Aboriginal ersetzt. Ersteres findet jedoch noch immer mehr Verwendung wobei ich mir über Absicht oder Gewohnheit nicht so recht im Klaren bin.

Es ist wohl in jedem Land so, dass die modernen Locals weniger gut auf ihre Ureinwohner zu sprechen sind. Viel zu oft hatte ich Gespräche wie "und wie gefällt dir Sydney? ja ja .. aha.. jaa, es ist nett hier, das stimmt schon, nur vor einem solltest du dich in Acht nehmen: abends Parks und dunkle Straßen meiden., Hier leben Menschen, die wir als AborigiNIES bezeichnen und die sind gefährlich." Gefolgt von der Tatsache, dass sie nur betrunken sind. Sie vertragen nämlich keinen Alkohol, you know ... -.-. Das erzählt hier einem wirklich jeder.. das Traurige: sie haben Recht. (also nicht damit dass sie gefääährlich sind.. das ist übertrieben) Aber trotzdem, alle Aboriginal die ich hier sehe oder gesehen habe, wankten abgewrackt, betrunken und völlig neben der Spur vor sich her, es sind die Personen, die man in den öffentlichen Toiletten antrifft und am liebsten rückwärts wieder rausgehen möchte... Mir wurde von den Problemen des Integrationsprogrammes, mit dem die Regierung vor einigen Jahren begonnen hat erzählt. Die Idee ist die Aboriginals in die Gesellschaft zu integrieren, wenn sie es wollen. Problem: die Frauen haben mit dieser modernen Option mehr Rechte und Freiheiten weswegen sie bevorzugt in die Städte ziehen und ihren Wurzeln den Rücken kehren. Die Männer bleiben zurück und versuchen einerseits ihre Kultur weiter auszuleben, andererseits bestehen sie dann doch auf die Rechte, die die anderen Australier auch genießen, was wohl immer wieder zu Konflikten führt..

Kurzum: es ist schade, mit anzusehen, wie eine 50.000 Jahre alte Kultur so zu Grunde geht im Zuge den Trends von Modernisierung und Globalisierung...

Donnerstag, 30. Juni 2011

Ein Gefühl der Freiheit

Kennt Ihr das? Dieses Gefühl der völligen Losgelöstheit und Freiheit? Ich hatte es! Auf der Sea Cliff Bridge - 60 km südlich von Sydney. Ich war ein bisschen mit dem Fahrrad unterwegs und außer eine handvoll Autos alle paar Minuten war ich ganz allein auf der 1.7 km langen Brücke. Ein Moment die vergangenen Wochen ein wenig Revue passieren zu lassen...



Das Semester ist nun vorbei, die final exams sind geschrieben und jeder redet derzeit von Abschied, Ende und Goodbye. Ein komisches Gefühl, habe ich doch noch 43 schöne Tage hier in Australien. Ich mag noch gar nicht daran denken an den Tag an dem ich hier in den Flieger Richtung Heimat steige. Nicht weil es mich nicht nach Hause zieht.. es gibt genügend Dinge, die ich vermisse und auf die ich mich freue. Es ist viel mehr die Zeit, die viel zu schnell vergangen ist und ich habe das Gefühl mich einfach noch nicht satt gesehen zu haben! Mit jedem Tag steigt derzeit der Tatendrang.. Während die meisten meiner Freunde bereits abgereist sind, stehe ich noch am Anfang meiner Planungen. Wo es mich die nächsten Wochen hinverschlägt? Ich habe keine Ahnung! Den Ideen und Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt, dem Bankkonto leider schon ;-) Es gibt noch genügend Dinge in und um Sydney zu entdecken, dass ich mich dazu entschlossen habe, dem berühmten roten Uluru bei meinem nächsten Besuch einen Blick zu würdigen.

Am Wochenende geht es erst einmal nach Port Stephens, wo ich meinem "Walerlebnis", das ich letzte Woche am Bondibeach hatte, hoffentlich auch ein paar Delphine folgen lassen kann. Nicht umsonst trägt Port Stephens den Beinamen "the dolphin capital of Australia" :) Gegen Ende meines Aufenthaltes werde ich mich wohl aufmachen Richtung Norden mit Ziel in Cairns, aber das sind derzeit noch undefinierte Pläne...

Eines weiß ich aber ganz bestimmt: ich werde in den nächsten Tagen versuchen diesen Blog wieder mit Leben zu füllen, mit Eindrücken, Unterschieden und Geschichten aus dem Land Känguruhs, Surfer, Vegemite, TimTams und Co :)

Montag, 25. April 2011

Yeehaaaa

Hieß es an diesem Osterrodeoevent in dem bis vor einer Woche noch überfluteten „Roma“ in Queensland. Und Klein-Nadine mittendrin (also im Event, nich in den „Fluten“) Zusammen mit Kevin machten Ysabell und ich uns auf in den 150 km entfernten Ort um uns an der Kunst des „Herumgeschleudertwerdens“ zu erfreuen. Das Wetter war super, genauso wie die Stimmung! Bis 23.00 Uhr erfreuten uns die Cowboys mit Auf- und Absprüngen, Herunter und wieder hoch fallen im artistischen Stil. Bullriding, Horseriding, „sich auf den Bullen stürzen und ihn an den Hörnern zu Boden ringen“ und vieles mehr standen auf dem Programm. Abgelöst wurden die tapferen Helden im Anschluss von der Live Band, die den Abend schunkelnd ausklingen ließ.

Nächsten Morgen ging es dann früh wieder zurück und nun bin ich auch schon wieder hier, sitze an derselben Stelle wie bei meinem letzten Blogeintrag vor einer Woche und wundere mich wieder wie schnell doch die Zeit vergeht. Ganze vier Tage dauert mein „Outbackabenteuer“ noch bevor ich die Reise zurück nach Sydney antrete und das Stadt- und Unileben wieder dominiert.

Ich hoffe Ihr alle hattet ein paar schöne Feiertage und habt das schöne Berliner Wetter in vollen Zügen genossen! Happy Easter!

Dienstag, 19. April 2011

In the middle of nowhere…

..ich erinnere mich diesen Titel bereits in einem vorherigen Blog verwendet zu haben. Der Ort über den ich –damals- berichtete erschien mir nicht viel abgelegender gewesen zu sein.

Seit gestern befinde ich mich in Dulacca in Queensland auf einer Farm. Hier werde ich die nächsten zwei Wochen meiner Easterbreak verbringen und etwas von dem richtigen Leben im australischen Outback mitnehmen.

Montag, 18.04 21:43 – Miles, Queensland.

Es regnet in Strömen und die ersten Straßenabschnitte sind bereits überflutet. Während meiner 5-stündigen Fahrt von Brisbane Schritt für Schritt hinein ins Landesinnere, blieb mir ein ausschweifender Anblick der Countryside leider verwehrt. Angekommen in Miles wartete bereits Kevin auf mich mit seinem perfect für das Wetter ausgerüsteten „Safari“Gefährt. Ein Jeep, mehr ein ausgereiftes Spielzeug, der neben einem drehbaren Dachscheinweifer, einer 2m Antenne und einer Vorrichtung für Kangorooshooting über eine große Ladefläche und genau 2 Sitze verfügt. Souverän meisterten wir somit die regendurchtränkten Straßen und die Fahrt wurde immer abenteuerlicher. Als unserem Weg schließlich auch die letzte geteerte Straße wich und sich konfuse Bewegungen vor uns abzeichneten, die sich als eine Gruppe von mehreren 100 Kröten herausstellte, konnte ich dies nur noch mit den Worten „Safari“ beschreiben. Wir passierten die Einfahrt..wohl eher das „Tor“ unseres Ziels und erreichten das kleine weiße Haus nach weiteren 1.5km durch Sand, Schlamm und Wasser.

Heute sieht die Welt schon wieder ganz anders aus. Das Wetter bescherte uns den ganzen Tag sonnige Stunden und einen wunderschönen Sonnenuntergang. Ich denke hierher zu kommen war eine der besten Entscheidungen, die ich treffen konnte. Bereits heute hab‘ ich schon so viel mitgenommen an Eindrücken und Diskussionen.

Kevin wurde als eines von 12 Kindern im Outback geboren. Durch Zufall lernte er eine Englischlehrerin kennen, die ihn lehrte „richtig zu sprechen“. „I didnt know how to speak like I do it now! I used to speak like an Aboriginal!” Im Alter von 20 Jahren entschied er sich nach Sydney zu gehen und seine Schulausbildung nachzuholen. Seitdem verbrachte er lange Zeit in Sydney, reiste viel (u.a. auch Deutschland) und kam dann schließlich mit seiner jetztigen Frau Christine (who came here from England in the age of 7) vor 6 Jahren zurück nach Queensland, weil es hier so einfach ist „Business zu machen“. Es ist eine interessante Mischung vom rauhen im Outback geborenen originalen Aussie und open minded international herum gekommenden Stadtmenschen.

Neben Christine, Kevin und Isabel (aus Bremen ;-) teilen wir die Farm mit 150 Rindern, 2 Hunden, ein paar Hühnern und Wollybar, dem ehemaligen Racehorse, der mir heute bereits einen ersten Ritt gewährte und ich blicke den kommenden Tagen mit Freude entgegen, wenn wir gemeinsam die Wiesen und Felder der Umgebung erkunden!

Willkommen im Outback!



P.S. To everyone whos going to send me a message: wie es sich für ein richtiges Outback gehört, gibt es hier natürlich auch keinen Handyempfang. Also bitte nur via eMail oder Festnetz (wer die Nummer hat ;-)

Mittwoch, 13. April 2011

"..and where are YOU from?"

Das Schöne an internationalen Zusammenkünfte ist und bleibt immer wieder der Austausch von Fragen, Vorurteilen, Geschichten, Gerüchten und Erfahrungen über die jeweiligen Heimatländer. Großartig!

Wie wir alle wissen fahren in Deutschland alle Mercedes und BMW, essen den ganzen Tag Würste und trinken Bier. Das kennt man ja. Interessant fand ich auch zu erfahren, dass wir die Freizügigkeit lieben. So wurde mir bei meinem ersten Strandspaziergang nahe gelegt wo es in Ordnung ist nackt baden zu gehen und wo es eher nicht so gern gesehn wird.. schließlich komm ich aus Deutschland, da machen die Frauen das so. Auch wurde ich mit großen Augen von einem meiner Kommilitonen gefragt: "Ich habe gehört Berlin soll toll sein. Stimmt es wirklich, dass in den Diskotheken die Menschen Sex AUF der Tanzfläche haben????" ehm.. "&§%/&%$/"?!?!??!

"Unsere Art und Weise": wir sind direkt! Wenn in einer Firma die Mitarbeiter in einem Meeting zusammen kommen und jemand einen schlechten Vorschlag einbringt, dann wird mit der Faust auf den Tisch gehau'n und gesagt "Das war scheiße - RAUS." nicht wie hier in Australien wo eher eine Antwort kommt wie "jaahaa gut dass du dich eingebracht hast, guter Gedanke...." hmm was klingt da vertrauter?!

Die deutsche Sprache: ist hart and aggressiv! es ist wirklich toll wie oft man das hört.. das schönste was mir mal jemand sagte:

"Französisch ist die Sprache der gehobenen Klasse"
"Englisch ist die Sprache für Business"
"Spanisch ist Leidenschaft"

"...Deutsch ist, wenn du deinem Hund sagst was er zu tun hat"

Und dann gibt es wieder Leute, die sagen Deutsch hat solch eine tolle "Melodie". DAS hab ich vorher wirklich noch nie gehört.

Alles in allem ist es wirklich süß zu hören, dass Deutschland für die meisten noch immer den Status von "früher" hat,. Deutschland ist nicht bekannt für seine tollen Strände, das tolle Wetter oder gute Filme, dennoch ist es ein beliebtes (Reise)-Ziel und ein Land der "Freiheit". Ich habe nie verstanden wie Menschen so etwas denken können, wenn man aber hier die ganzen Einschränkungen und das Beschützen der Menschen vor sich selbst mitbekommt, dann nimmt diese Aussage so langsam Gestalt an. (wie dramatisch das klingt^^).
Forschung, Entwicklung und Technologie vermitteln noch immer große Stärke und es ist mir jedes Mal ein innerliches Blumen pflücken, wenn ich im Labor den Chemikalienschrank öffne und mir nur deutsche Etiketten zu zwinkern. Auch auf alternative Energien wird man oft angesprochen. Hier in Australien noch nicht dran zu denken, dabei wäre das Projekt "Desertec" hier mit Sicherheit ein großer Erfolg!

Ein bisschen stolz macht das einen schon und ich frag mich immer, warum wir uns eigentlich immer und überall schämen...